16. Oktober 2023

1. Brandenburger Digital Health Forum

Eine Initiative der THB, MHB und des Uniklinikums Brandenburg.

Am 12. Oktober 2023 kamen Mediziner und Digital-Health-Pioniere der Technischen Hochschule Brandenburg (THB), der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) und des Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel zum 1. Brandenburger Digital Health Forum zusammen. Prof. Dr. Anne-Maria Purohit, Professorin für Medizininformatik an der THB und Univ.-Prof. Dr. med. Hendrik Borgmann, Klinikdirektor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Uniklinikum Brandenburg veranstalteten das Forum, um den Austausch im Bereich Digital Health in Brandenburg an der Havel zu fördern und Projekte dahingehend zusammenzubringen.

„Laut einer aktuellen McKinsey-Studie könnten durch das Ausschöpfen von Digitalisierungs-Potenzialen im deutschen Gesundheitswesen 12% der Gesamtkosten eingespart werden“, so Prof. Purohit und Prof. Borgmann.

Prof. Borgmann selbst engagiert sich für die Digitalisierung im Gesundheitswesen mit seiner Forschungsgruppe „Digitale Urologie“ und führt klinische Studien zu digitalen Gesundheitslösungen durch. Aktuell arbeitet die Gruppe an sechs Projekten, die sich unter anderem mit dem Thema Gesundheits-Apps beschäftigen. So setzt Prof. Borgmann bereits auf Apps, die Männern mit Erektionsstörungen, mit einem Programm aus Beckenbodentraining, physiotherapeutischen Übungen, Ausdauertraining und Sexualtherapie helfen soll, ohne diese direkt medikamentös zu behandeln.

Prof. Purohit betreut als Professorin für Medizininformatik ebenfalls Forschungsprojekte zum Thema Digital Health. So arbeitet sie gerade an einem Tool zur Messung der digitalen Reife im Gesundheitssektor. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit einer App zur Erfassung und Monitoring von Schmerzen für Menschen mit Mukoviszidose. Ihr Wunsch ist es, zukünftig auch die Lehre im medizinischen Bereich digitaler zu gestalten.

Prof. Borgmann

Prof. Borgmann

Neben den beiden Initiatoren Prof. Borgmann und Prof. Purohit, gaben zehn weitere Referentinnen und Referenten Einblicke in verschiedene Facetten der Digitalen Gesundheit.

Prof. Dr. med. Andreas Schreyer, Chefarzt des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie am Unikinikum Brandenburg berichtete von der Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) in der Radiologie. So setzt er selbst seit September eine KI in der Diagnose von konventionellen Röntgenaufnahmen ein. Prof. Schreyer ist davon überzeugt, dass KI in vielen Bereichen eine Unterstützung für Mediziner, aber auch für Patienten ist. Er schlägt beispielsweise vor, eine KI zum Übersetzen eines (radiologischen) Befundes in „einfache Sprache“ zu nutzen und den Befund somit für den Patienten verständlicher zu machen. Auch die Professoren der THB, Georg Merz und Emanuel Kitzelmann haben dieses Potenzial erkannt und führten einen ersten Test zur Übersetzung eines Befundes mit einer KI durch. Zukünftig wollen sie gemeinsam mit Prof. Schreyer ein Konzept entwickeln und anschließend eine Studie mit Patienten durchführen.

Dr. Julian Schwarz, Assistenzarzt am Immanuel Klinikum Rüdersdorf Universitätsklinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg berichtete von seiner Studie zum Einsatz von „Open Notes“ für Patienten im Behandlungsprozess. Anhand der Studie fand er heraus, dass Patienten in der Psychiatrie und Psychotherapie keinen Zugang zu ihren Ambulanz-Notizen brauchen.

Vertretend für den Fachbereich Informatik und Medien der TH Brandenburg stellten Frau Laura Tetzlaff und Prof. Dr. med. Thomas Schrader die Entwicklung eines Open-Process-Task-Modells vor. Dieses soll unter anderem Absicherung bei der Vergabe von Medikamenten geben.



Laura Tetzlaff und Prof. Schrader

Prof. Dr. phil. Christine Holmberg
ist Leiterin des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie der MHB und gab im Rahmen des Digital Health Forums einen Einblick in eine Bedarfsanalyse von digitalen Kommunikationstools in Hausarztpraxen. Das Ergebnis: Die befragten Hausärzte sind zufrieden mit ihren aktuellen Kommunikationstools, wie Telefon und Fax. Das liege aber auch an den bestehenden technischen Hürden.

Die Chefärztin der Klinik für HNO-, Gesichts- und Halschirurgie am Uniklinikum Brandenburg, Prof. Dr. med. Birgit Didczuneit-Sandhop überzeugte die Teilnehmenden von der Notwendigkeit der Veränderung von Organisationsstrukturen im Gesundheitswesen. Aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels, des demografischen Wandels und des steigenden Kostendrucks müssen Organisationsstrukturen neu gedacht werden. Ihre Idee: Ein Medical-Point im Supermarkt. So könnten einfache Tests, wie zum Beispiel Bluttests, einfach vor dem Einkaufen erledigt werden.

Neben Referenten aus dem Gesundheitswesen waren auch zwei Bachelor-Absolventen der THB, Herr Schönberg und Herr Gazizov eingeladen und stellten ihren Prototyp für ein digitales Belegungsmanagement vor. Mit Hilfe eines Dashboards werden Auslastungsinformationen, wie beispielsweise die freie Bettenanzahl in einem Krankenhaus auf einen Blick gegeben. Der Prototyp befindet sich aktuell noch in der Testphase.

Nach vielen fachlich hochqualitativen und inspirierenden Vorträgen wurde sich beim gemeinsamen Imbiss vernetzt und ausgetauscht. Das Brandenburger Digital Health Forum soll nun fortlaufend alle zwei Monate in diesem Format stattfinden. Der nächste Termin ist für den 14. Dezember geplant.

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